"Ausgerechnet" ein deutscher Golfspieler schreibt mit einer 58-Runde PGA-Tour Geschichte

Hayward, Kalifornien - Martin Kaymer, Marcel Siem, Alex Czejka, Maximilian Kieffer und Bernhard Langer, das sind die deutschen Golfspieler, die wir alle kennen und die immer mal wieder für den einen oder anderen, auch großen Erfolg auf den Golftouren dieser Welt gut sind. Der Name Stefan Jäger ist bei einer solchen Aufzählung bisher garantiert nicht dabei gewesen.

Wer "Insider" ist, der kannte natürlich auch vor diesem Wochenende schon Stefan Jäger, der auf der amerikanischen Web(dot)com-Tour seine Brötchen verdient. Von seinem Heimatclub München-Eichenried ging Jäger 2006 als gerade mal 17-jähriger ans College nach Amerika. Schließlich ist er an der University of Tennessee in Chattanooga gelandet und hat dort vier Jahre lang für das Golfteam gespielt, ehe er seine Karriere als Golfprofi begann.

Und genau dieser Stephan Jäger, den fast keiner in Deutschland kennt, der stellte bei der "Ellie Mae Classic" auf dem "TPC Stonebrae"-Platz am vergangenen Wochenende gleich zwei Rekorde auf, die das Zeug für die Ewigkeit haben. Zumindest insofern, als sie bei ein und demselben Turnier aufgestellt wurden. Doch der Reihe nach!

Stefan Jäger stand vor diesem Wochenende auf der web.com-Tour auf Platz 102 der Geldrangliste. Was soviel bedeutet hätte, wie den wahrscheinlichen Verlust der Tourkarte am Ende der Saison. Kann sich jemand vorstellen, dass es solch einem Spieler gelingen würde, bei einem Turnier den niedrigesten Score aller Zeiten, der jemals auf einer der drei großen amerikanischen Touren - PGA-, web.com- und Champions-Tour - gespielt wurde, auf den Platz zu zaubern. Nicht einmal der betreffende Spieler selbst hätte sich das in seinen kühnsten Träumen wohl vorstellen können. Und doch ist es wahr geworden, ein unvorstellbarer Traum ist für Stefan Jäger in Erfüllung gegangen!

Es war die 1. Runde der "Ellie Mae Classic" und auf dieser spielte Jäger mit 58 Schlägen die niedrigste jemals gespielte Runde der drei großen amerikanischen Profitouren.
Das wurde wie folgt getwittert: Time to make it official. Stephan Jaeger is the first to shoot 58 on either @PGATOUR, @ChampionsTour or #WebTour 04:20 - 29 Jul 2016.

"Man weiß nie, wann ein solcher Tage kommt", sagte Stephan Jäger nach seiner geschichtsträchtigen 58 (-12) in Runde eins der Ellie Mae Classic der Web.com Tour. "Und wenn sie kommen, dann völlig unerwartet. Solche Tage sind extrem, extrem, extrem selten."

Recht hat er, denn wahrscheinlich wird auch ihm eine solche Runde in seinem vergleichbar noch jungen Golferleben, ebenfalls nicht mehr wiederfahren! Obwohl wir sie ihm natürlich wieder wünschen würden.

Gespielt hat er 29 Schläge auf den Front Nine und weitere 29 auf den Back Nine. Zwölf Birdies zierten die Scorekarte und dazu sechs Pars. Stefan Jäger dazu: "Wenn man eine 58 spielt, muss man wie von einem anderen Stern putten. Und natürlich muss jeder Teil deines Spiels gut gewesen sein!

"Schon die vergangenen Wochen habe ich richtig gutes Golf gespielt, es hat nur bislang nicht Klick gemacht." Aus dem "Klick" wurde ein ziemlich lauter "Knall", mit Ausrufezeichen!

Weiter kommentierte er seine 58 mit den Worten: "Wenn dieser Tag irgendwann einmal vorbei sein sollte, werde ich versuchen, den Tag niemals zu vergessen, aber ich muss weitermachen. Es liegen noch drei Tage harter Arbeit vor mir. So eine Runde mit einem Sieg zu krönen, damit würde ein Traum in Erfüllung gehen. Natürlich hat sich mein Spiel extrem gut angefühlt und ich möchte, dass es so weiter geht. Ich möchte das Selbstvertrauen nicht verlieren."

Nur zwei anderen Spielern ist es bisher bei einem professionellen Golfevent gelungen, eine 58 zu spielen: Jason Bohn 2001 auf der Mackenzie Tour - Canada sowie dem japanischen Wunderknaben Ryo Ishikawa 2010 in seiner Heimat auf der Japan Tour.

Die Erwartungshaltung an Stefan Jäger war für die noch folgenden drei Runden natürlich extrem hoch und als Spieler muss man eine solche "Runde für die Ewigkeit" auch irgendwie im Kopf verarbeiten.
Das gelang Stefan Jäger anscheinend ausgezeichnet. Er verlor sein Selbtvertrauen nicht, im Gegenteil, ihm gelang gleich noch ein zweiter Rekord und das war der Turnierrekord über die 72 Löcher des Par 70 Platzes. Der 58 ließ er am zweiten Tag eine 65 und am dritten noch eine 64 folgen. Und am Finaltag brachte der 27-Jährige eine fehlerlose 63 ins Clubhaus und sicherte sich mit insgesamt sieben Schlägen Vorsprung vor Rhein Gibson seinen ersten Sieg auf der Web.com Tour. Damit schrieb er auch am Ende der Woche nochmals Geschichte, denn er gewann das Turnier mit insgesamt 30!!! Schlägen unter Par. 2004 hatte Daniel Chopra ebenfalls mit diesem Ergebnis auf der amerikanischen zweiten Liga gewonnen. Auf einem Par-72-Kurs. Nun tat Jäger dies auf einem Platz mit 70er Vorgabe. Mit 250 Schlägen für alle vier Runden stellte er damit selbst Tiger Woods (257 Schläge bei der Tour Championship 2007) und Phil Mickelson (256 Schläge bei der Phoenix Open 2013) in den Schatten.

"Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Mir fehlen einfach die Worte", sagte Jäger in der Pressekonferenz nach seinem historischen Sieg. "Ich habe heute wirklich gut gespielt. So wie die ganze Woche. Es waren ein paar unfassbare Tage für mich."

"Dieser Putt am letzten Loch öffnet mir eine komplett neue Welt", versicherte Jäger überglücklich. "Bei solchen Rekorden kann man nach dem Spiel zurückschauen und stolz sein. Das ist ein richtig cooles Gefühl. Solche Wochen passieren natürlich nicht oft, man muss immer zurück kommen und von Neuem das Beste daraus machen. Golf killt dich, wenn du zu weit über dich hinaus wächst."

Stephan Jäger findet sich nun in einer "komplett neuen Welt" wieder. Vor der Turnierwoche war er noch die Nummer 102 der Geldrangliste der Web.com Tour. Der Aufstieg zur kommenden Saison auf die PGA-Tour war in ganz weiter Ferne und es musste ein gutes Ergebnis her, um sich noch für die Finalserie zu qualifizieren. Sein Sieg katapultierte ihn auf Rang 20 der Geldrangliste bei nur noch vier zu spielenden Turnieren der regulären Saison.

Jetzt will er einfach normal weitermachen, stets sein Bestes geben und schauen, was möglich ist.
Hoffentlich, lieber Stefan Jäger, noch ganz ganz viel, denn "Golf-Deutschland" braucht genau solche Highlights!

 

Ein Rekord "für die Ewigkeit": 58 Schläge für eine Runde Golf auf der Profitour!
Die 58er-Scorekarte von Stefan Jäger auf der amerikanischen web-com-Tour
Erster Sieg für Stefan Jäger auf der web.com-Tour
250 Schläge, ebenfalls noch nie da gewesen!
Rekordergebnis von 30 unter Par eingestellt!
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