Bronze für Deutschland
Die Damen des Junior Team Germany gewinnen bei der Team-EM in Finnland die Bronzemedaille. Im Kleinen Finale gegen die Schweiz gewinnt die Mannschaft um das Trainergespann Esther Poburski und Stephan Morales am Vormittag beide Vierer und liegt am Nachmittag auch in den Einzeln fast ständig klar in Front. Am Ende steht ein deutlicher und viel umjubelter 6:1-Sieg.
Hämeenlinna/Finnland – Am fünften Wettkampftag macht sich der Kräfteverschleiß bei allen Mannschaften bemerkbar. Nach den vielen gespielten Runden in den Knochen gilt es, beim letzten Duell noch einmal die Kräfte zu mobilisieren und konzentriert zu spielen. Dies gelang dem Deutschen Team sehr gut und so langen die meisten Matches ständig mit positiver Tendenz für die Bundesadler.
Schweiz nicht unterschätzen
Dass die Schweiz im Matchplay nicht unterschätzt werden darf, hatte das Viertelfinale gegen Schweden überdeutlich gezeigt. Die Skandinavier hatten die Zählspielqualifikation auf Platz eins mit 43 Schlägen Vorsprung auf die Schweiz gewonnen. Die Eidgenössinnen waren mit einer guten Portion Glück so gerade noch in Flight A gerutscht, haben dann aber den haushohen Favoriten Schweden mit 4:3 geschlagen, wobei die Matches bis auf den Vierer, der auf dem 20. Grün entschieden wurde, sogar alle vorzeitig beendet waren. Im Halbfinale unterlag die Schweiz dann jedoch Titelverteidiger England deutlich mit 1,5:5,5, wobei die Britinnen beide Vierer und auch die beiden ersten Einzel klar gewonnen haben und der Rest als geteilt in den Büchern steht.
Glatte Vierer
Das deutsche Team, das im Halbfinale nach grandiosem Kampf eine phantastisch aufgelegten Mannschaft aus Spanien unterlegen war, ging im Kleinen Finale gegen die Schweiz sehr konzentriert ans Werk. Die Atmosphäre vor dem Start der Vierer am Morgen war sehr freundschaftlich und ausgelassen. Auch auf der Runde waren die Duelle alle von großer Fairness geprägt, wobei sowohl Charlotte Back und Chiara Horder, wie auch Helen Briem und Celina Sattelkau den Kontrahentinnen die Tür nie aufmachten und schnell für klare Verhältnisse sorgten. Kniffelige Situationen hatte Schwarz-Rot-Gold praktisch keine zu überstehen und so ging der Vormittag für das Trainerteam Esther Poburski und Stephan Morales recht entspannt über die Bühne.
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Obwohl beide deutschen Vierer sehr unterschiedliche Grundvoraussetzungen in der Spielweise haben, steht unter dem Strich jeweils eine ungemein stimmige Kombination, die es jedem Gegner schwer macht, einmal verlorenen Boden wieder gutzumachen. Charlotte Back und Chiara Horder führten schnell mit 3auf, ließen Ginnie Lee und Nathalie Armbruster beim Kreuz auf die Back Nine kurz etwas heran kommen, zündeten dann aber wieder den Turbo und machten schon auf dem 15. Grün mit 5&3 den Deckel drauf. Auch der zweite Vierer, den der Schweizer National Coach Jeremy Carlsen ins Rennen schickte, sah wenig Land. Zu konzentriert agierten Helen Briem und Celina Sattelkau. Nach zwölf Löchern führten die Bundesadler mit 5auf, gestatteten Chiara Tamburlini und Caroline Sturdza dann immerhin einen Lochgewinn und beendeten ebenfalls auf dem 15. Grün das Match mit 4&3.
Am Ende deutlich
In den Einzeln legte das deutsche Team sehr gut los und entweder führten die Bundesadler oder es stand all square. Besonders eilig schien es Celina Sattelkau zu haben. Die 22-Jährige vom GC St. Leon-Rot führte nach vier Bahnen schon vier auf, ehe sich die Schweizer Konkurrentin fing und auch Lochgewinne verzeichnete.
Auch Helen Briem ging schnell deutlich in Führung und war letztlich auch diejenige, die den ersten Punkt für ihre Mannschaft im Einzel unter Dach und Fach brachte. Mit 5&4 gewann die Stuttgarterin gegen Chiara Sola.
Weitere Punkte kamen fast zeitgleich durch Charlotte Back und Paula Schulz-Hanßen hinzu. Charlotte Back gewann nach einem Eage auf Loch 16 letztlich auf dem 17. Grün mit 2&1. Paula Schulz-Hanßen zeigte eine fabelhafte Einstellung und kämpfte bis zum letzten Grün, lag dabei lange knapp in Rückstand. Am Ende siegte die Europameisterin von 2020 mit 1auf. Die beiden zuletzt gestarteten Matches wurden als geteilt gewertet, denn der Sieg Deutschlands stand fest.
Europameister 2023
Im Finale traf Titelverteidiger England auf Spanien. Wie schon im Halbfinale, gaben die Spanierinnen einen Vierer ab, setzten sich aber am Ende mit 4,5:2,5 durch und sicherten sich absolut verdient den Titel.
Trainerstimmen
Esther Poburski war am Ende der Wettkämpfe mächtig stolz auf die Mannschaft und lobte das Team: „Die Mädels sind heute von Anfang an konzentriert in die Matches gegangen und hatten die Medaille fest im Blick. In den Einzeln gab es zwischendurch ein kleines Momentum für die Schweiz, das wir dann aber zum Glück nicht mehr zugelassen haben und das Match zu unseren Gunsten erfolgreich beenden konnten. Die Mädels können stolz auf die gezeigten Leistungen der ganzen Woche sein und haben verdient die Medaille gewonnen.“
Stephan Morales, der Bundestrainer der Profis im National- und Elite Team Germany, war als Co-Trainer mit nach Finnland gereist. Morales hob das gute Teamwork im Betreuerstab hervor: „Das war eine großartige Team-EM für uns. Die Damen haben sehr, sehr stark gespielt. Dies zeigt auch die Zählspielqualifikation, in der wir den zweiten Platz erspielt haben. Das sagt sehr viel über die Stärke im Vergleich zu anderen Nationen aus. Wir habe eine Medaille gewonnen. Medaillen sind immer toll, ganz unabhängig davon, aus welchem Edelmetall sie sind. Manchmal sind es nur Kleinigkeit, die über Gold, Silber oder Bronze entscheiden. Dieses Mal waren es aber nicht nur Kleinigkeiten. Man muss sagen, wenn man Zählspiel und Lochspiel betrachtet, dass Spanien wirklich die stärkste Mannschaft war und damit auch verdienter Sieger ist. Aktuell ist Spanien stärker als wir. Es fühlt sich aber trotzdem gut an, eine Medaille gewonnen und das Potenzial dieser Mannschaft abgerufen zu haben. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mitfahren konnte. Ich habe einen guten Eindruck vom Betreuerteam des Junior Team Germany bekommen. Esther Poburski und Susanne Junge haben einen großartigen Job gemacht! Sebastian Rühl hat ein wirklich starkes Betreuerteam um sich gescharrt. Es war schön, zu sehen, wieviel Qualität und Kompetenz von den beiden in diese Woche eingeflossen ist. Das macht viel Hoffnung, dass weitere Spielerinnen sehr gut ausgebildet aus dem Junior Team irgendwann den Schritt zu den Profis machen werden. Ich hatte eine tolle Woche und bin beeindruckt, was die Mannschaft als Ganzes hier abgeliefert hat.“
Das sagen die frisch mit Bronze geehrten Athletinnen
Christin Eisenbeiß, die ihr Debüt bei Team-Europameisterschaften gleich mit Edelmetall abschloss, war happy: „Nachdem wir die zwei Punkte Vorsprung in den Vierern geholt hatten, fielen uns die Einzel etwas leichter. Es waren tolle Matches auf gutem Niveau, doch schlussendlich konnten wir uns den Sieg und damit die Bronzemedaille sichern.“
Helen Briem, die jüngste im Team, hatte die gesamte Woche über Zuschauer, Officials und auch die Trainer der anderen Teams in ihren Bann gezogen. Die 17-Jährige vom Stuttgarter GC Solitude bilanzierte den Besuch in Finnland positiv: „In den Vierer heute früh haben wir eine gute und stabile Performance abgeliefert. Wir hatten das Match voll in der Hand und haben erst an der 14 das erste Loch abgegeben, dann aber an der 15 direkt den Sack zu gemacht. Mein Einzel habe ich sehr klar dominiert und am Ende verdient gewonnen. Auch wenn man manchmal die sieben Runden dieser Team-EM schon gemerkt hat, habe ich nochmal solide gefinished und alle drei Einzel gewonnen.“
Die Vierer hatte Helen Briem alle mit Celina Sattelkau gespielt, die in dieser Woche 22 Jahre alt geworden ist und einen granz starken Auftritt hatte: „Heute lief es durch und durch gut. Helen Briem und ich haben alle zwei Löcher ein Birdie gespielt und waren schon an der 15 fertig. Mein Einzel lief heute auch super. Nachdem ich 4auf lag, habe ich ein paar Fehler gemacht. Das kann nach fünf langen Tagen auch mal passieren. Ich konnte mich aber voll auf die anderen im Team verlassen, so dass ich gar nicht mehr so groß kämpfen musste. Auf der 16 konnte ich mich zurücklehnen und auf den Ergebniszettel einfach geteilt schreiben. Es war eine tolle Teamleistung. Die Mädels haben das super gemacht und ich bin sehr stolz auf das Team. Über die Bronzemedaille freue ich mich sehr, auch wenn man zu einer EM fährt, um zu gewinnen. Spanien hat verdient gewonnen. Nach dem dritten Platz letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft jetzt noch einen dritten Platz hier bei der Team-EM, das ist super!“
Auch Chiara Horder merkte man ganz am Ende des fünften Wettkampftages an, dass die Kräfte anfingen, zu schwinden. Dennoch zeigte die Spielerin des GC München Valley nochmal zwei sehr gute Leistungen: „Es war heute ein gutes Match, wir haben als Team eine starke Leistung abgeliefert und konnten zeigen, dass uns der dritte Platz zusteht. Die Mannschaft Spaniens hat verdient gewonnen.“
Charlotte Back, die mit Chiara Horder bis auf den Vierer im Halbfinale gegen Spanien seit Jahren alle Matches gemeinsam gewonnen haben, hat auch im Kleinen Finale wieder wie ein Uhrwerk ihre Leistung abgespielt und ihrer Gegnerin nur wenig Luft gelassen: „Wir sind mit einer guten Stimmung in den Tag gestartet und haben das auch den ganzen Tag durchgezogen. Mein Vierer it Chiara war sehr entspannt. Wir hatten viel Spaß und haben gut gespielt. Im Einzel hat es am Anfang noch nicht so funktioniert, aber ich konnte mich auf Loch 16 mit einem Eagle belohnen und ging dadurch mit 2auf auf die 17. Dort habe ich mein Match gewonnen. Wir haben uns mit der Bronzemedaille gut belohnt und können sehr stolz auf uns sein.“
Paula Schulz-Hanßen, die wieder im ersten Einzel aufgeboten war, erfüllte alle Erwartungen, lieferte ihrer Kontrahentin einen spannenden Kampf und holte auf dem 18. Grün den Sieg. Die Einzel-Europameisterin von 2020 stellt aber dennoch deutlich die Mannschaft in den Vordergrund: „Wir haben als Team eine super Leistung gebracht. Jede einzelne wusste, dass ihr Punkt wichtig ist, und alle haben geliefert. Wir können sehr stolz sein!“
Endstand
1. Spanien
2. England
3. Deutschland
4. Schweiz
5. Schweden
6. Tschechische Republik
7. Frankreich
8. Irland
9. Dänemark
10. Finnland
11. Österreich
12. Schottland
13. Italien
14. Island
15. Slowakei
16. Wales
17. Belgien
18. Slowenien
19. Türkei