DGV-Verbandstag 2016: Die Anträge des DGV-Präsidiums stoßen auf die breite Zustimmung der Mitglieder

Der diesjährige DGV-Verbandstag stand im Zeichen einer noch nie da gewesenen „Flut von Anträgen“ der DGV-Mitglieder. Die Ausweiskennzeichnung, eine Transparenzkommission sowie die Stimmrechte der Landesgolfverbände waren insbesondere Gegenstand dieser Anträge. Im Vorfeld wurden schon Befürchtungen geäußert, ob „ein Verbandstag“ denn ausreichen würde, um alle Anträge zu behandeln. Insbesondere DGV-Präsidiumsmitglied Alexander Klose sorgte auf dem vorgeschalteten Hearing zum Verbandstag am Freitag mit seinen Erläuterungen  - sowohl zum „DGV-Leitantrag“ als auch zum Vorgehen bezüglich der Abstimmung über die Anträge – für den „Durchblick“ bei allen Beteiligten. Im Falle der Zustimmung zu den Anträgen des DGV würden sich nahezu alle weiteren Anträge, die zum TOP 7 (u.a. Ausweiskennzeichnung) gestellt worden waren, erledigen. Mit Spannung wurden daher diese Abstimmungsergebnisse beim Verbandstag erwartet, zumal das DGV-Präsidium die Antragstellung zur neuen Ausweiskennzeichnung und zur VcG davon abhängig gemacht hatte, dass der Leitantrag mindestens eine 2/3 Zustimmung erhält.

Nahezu 400 Vertreter der Clubs, der Golfanlagen und der Landesgolfverbände konnte Präsident Claus M. Kobold am Samstagmorgen begrüßen. Nach "seinem Jahresbericht des Präsidiums" stand vor der Diskussion und der Abstimmung über die diversen Anträge zunächst die Ehrung von Herrn Dietmar Hopp für seine besonderen Verdienste und für sein herausragendes Engagement für den Golfsport unter dem TOP 3 auf der Tagesordnung. Der Präsident des GC St. Leon-Rot erhielt aus den Händen von DGV-Präsident Claus M. Kobold die DGV-Ehrenmedaille in Gold. Nach der "Grande Dame" im deutschen Amateurgolfsport, Marion Thannhäuser vom Hamburger GC, ist Dietmar Hopp erst die zweite Person, der diese Auszeichnung zuteil wird. Dietmar Hopp fördert seit 20 Jahren nicht nur den Golfsport in der Region Rhein-Neckar, sondern er setzt bundesweit, ja international Standards. Dabei liegt sein Fokus nicht nur auf dem Leistungssport, sondern auch und insbesondere dem Breitensport. "Dafür gilt der Dank des DGV und seiner Mitglieder", sagte Präsident Kobold in seiner Laudatio. Im vergangenen Jahr veranstaltete Dietmar Hopp im GC St. Leon-Rot den Solheim Cup, das größte Damenturnier der Welt. "Ohne Ihren Enthusiasmus, Ihren Glauben an das Gesamtprojekt und natürlich ohne Ihre Großzügigkeit hätte es den Solheim Cup in Deutschland wohl kaum gegeben", dankte Kobold für die Umsetzung des Events, bei dem im vergangenen September 70.000 begeisterte Zuschauer vor Ort in Leon-Rot waren. Dietmar Hopp erwiderte in seiner Ansprache, "dass Ehrungen kein Beweggrund für sein Engagement sind", es jedoch sein Credo sei, "dass Reichtum verpflichte".
Dietmar Hopp freute sich sichtlich über die Anerkennung: "Es ist für mich eine große Ehre vom DGV für meine Aktivitäten rund um den Golfsport geehrt zu werden. Für mich war es immer eine Selbstverständlichkeit abzugeben, zu teilen und zu helfen."

Anschließend gab es keine Fragen zur Jahresrechnung und zum Bericht der Revisoren und folgerichtig wurden Vorstand und Präsidium für das Geschäftsjahr 2015 entlastet. 

Unerwartet deutlich, mit 84,85%, fand dann unter dem TOP 7 der nachfolgende "Leitantrag des DGV" die große Zustimmung der DGV-Mitglieder:  

"Als olympischer Spitzenverband im DOSB vereint der Deutsche Golf Verband alle Varianten des Spiels und möglicher Mitgliedschaftsmodelle unter einem gemeinsamen Dach. Das anlagengebundene Golf ("Clubgolf") steht wegen der Selbstfinanzierung der Sportart Golf als besonders bedeutend im Vordergrund. Für ein funktionierendes Nebeneinander unterschiedlicher Varianten der Golfausübung und verschiedener Mitgliedschaftsformen kommt der Differenzierung der Greenfees eine besondere Bedeutung zu. Verbandsmaßnahmen haben ihre Bedeutung für die Golfentwicklung, sollten aber so geschärft werden, dass sie die gezielte Differenzierung zwischen Nutzern des Greenfee-Golfs und anlagengebundenen (regionalen) Mitgliedern/Spielberechtigten besser unterstützen. 

Anschließend wurde intensiv, aber sehr sachlich über die vom DGV-Präsidium vorgeschlagene neue Ausweiskennzeichnung diskutiert. Diese soll nur noch zwischen "regionalen" und "nicht regionalen" Spielergruppen unterscheiden. Das Ziel ist, damit sogenannte Billiggolfangebote einzudämmen und anlagengebundenes Golf zu stärken. Mit 84% fand auch dieser Antrag unter den Mitgliedern einen breiten Konsens. Speziell die Gegner der jetzigen "Gold-/Silber-Kennzeichnung" sahen in dem neuen Vorschlag einen Fortschritt, der daher als derzeit "größter gemeinsamer Nenner" akzeptiert wurde.
DGV-Präsident Kobold freute sich über die deutliche Zustimmung der Clubvertreter zu den DGV-Anträgen. Er glaubt, "dass wir mit den heute getroffenen Entscheidungen für die Zukunft gut aufgestellt sind und dass die Ergebnisse zeigen, dass eine große Mehrheit der DGV-Mitglieder gewillt es, dem vom Präsidium vorgezeigten Weg zu folgen". 

Zur Saison 2017 wird nun die DGV-Ausweiskennzeichnung neu gestaltet. Die bisherige Kennzeichnung mit einem Hologramm in Gold oder Silber wird durch ein neues Regionalitätskennzeichen "R" abgelöst. Der entscheidende Fortschritt der neuen Ausweiskennzeichnung ist sicherlich, dass diese personenbezogen sein wird. Wohnt ein Golfspieler im Umkreis von 70km zu seiner Golfanlage, gilt er als "regionaler Golfspieler" und erhält das Kennzeichen "R" auf seinem Ausweis. Sofern 85% aller Mitglieder eines Clubs ein solches regionales Kennzeichen erhalten, erhalten dies auch die restlichen 15% der Mitglieder dieses Clubs. Sofern weniger als 85% der Mitglieder eines Clubs "regional angesiedelt" sind, erhalten nur diejenigen das "R", die im 70km-Umkreis wohnen. Die Diskussion auf dem Verbandstag hat gezeigt, dass es im Rahmen der Neuregelung wohl zahlreiche Anträge auf "Ausnahmegenehmigungen" an den DGV geben wird, ist doch letztlich die 85%-Grenze eine willkürlich gesetzte. 

Gefordert sind nach diesem Beschluss nun die Golfanlagen! Sie sind gehalten, ihre Greenfees zur Saison 2017 an diese Neuregelung anzupassen und vor Ort ein differenziertes Angebot zu machen. Geht man davon aus, dass "Fernmitglieder" vorwiegend außerhalb der 70km-Isokrone wohnen, dann werden diese zukünftig ein höheres Greenfee bezahlen müssen als diejenigen Mitglieder, die das Kennzeichen "R" auf ihrem Ausweis haben. Spannend wird jetzt sein, ob die von einer so großen Mehrheit getragene Entscheidung tatsächlich auch Auswirkungen auf die "Greenfeepolitik" der Clubs vor Ort haben wird.

Weiterhin stimmte der Verbandstag mit 89 Prozent zu, die Ausrichtung der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) neu zu schärfen und deren Arbeit auf echte Neugolfergewinnung auszurichten. Der Beitrag der VcG bleibt unverändert bei 195€. Hier folgte die Versammlung dem Antrag bzw. dem Vorschlag des Präsidiums nicht, den Beitrag über 95€ im Eintrittsjahr, 195€ im zweiten und 295€ im dritten Jahr zu staffeln.

Am Nachmittag stand dann die Diskussion über die Stimmrechte der Landesgolfverbände im Mittelpunkt. Als sogenannte "regionale Mitglieder" verfügen sie bei Abstimmungen auf den DGV-Verbandstagen über 10 Stimmen. Die Clubs als "ordentliche Mitglieder" verfügen dem gegenüber über jeweils zwei Stimmen.
Die verschiedenen Antragsteller einigten sich schließlich auf den Antrag des GC Hammetweil. Dieser hatte zum Inhalt, dass Clubs und LGVs zukünftig gleichberechtigt zwei Stimmen haben sollen. Stimmübertragungen an die LGVs – bisher 12 Stimmen möglich - sollen jedoch nicht mehr möglich sein. An einen Club sollten statt der bisher ebenfalls 12 Stimmen zukünftig nur noch zwei Stimmen übertragen werden können.

Da es sich um einen Antrag auf Satzungsänderung gehandelt hat, wäre eine Zustimmung von 75% zu diesen beiden Anträgen erforderlich gewesen. Der Antrag 1 über die Stimmrechte der LGVs fand mit 64,56% eine enorme Zustimmung, jedoch keine satzungsändernde Mehrheit. Ob dieses Ergebnisses sagte Präsident Claus M. Kobold jedoch zu, dieses als wichtiges Anliegen der Mitglieder "mitzunehmen" und zum Verbandstag 2017 einen Vorschlag hinsichtlich der Regelung zu den Stimmrechten zu unterbreiten.

Der Antrag 2 zur Abschaffung (für die LGVs) bzw. Reduzierung der Stimmübertragungen (für die Clubs) wurde hingegen mit 67% Stimmenanteil von den Anwesenden abgelehnt. 

Der BWGV sieht das Abstimmungsergebnis von Frankfurt ebenfalls als Aufforderung, bis zum nächsten DGV-Verbandstag über dieses Thema mit den Mitgliederclubs zu beraten. 

Zurückgezogen wurde anschließend der "Antrag auf Bildung einer Transparenzkommission". Bereits beim Hearing war die Frage gestellt worden, welche Kosten die Teilnahme an den olympischen Spielen in Rio dem DGV entstehen werden und wer den DGV vor Ort vertreten wird. Diese Fragen wurden vollumfänglich beantwortet. Die Athletenkosten tragen das BMI bzw. der DOSB. Ebenfalls die Kosten des "Delegationsleiters Golf", welcher Sportvorstand Marcus Neumann sein wird. Für den DGV entstehen Kosten in Höhe von rund 16 Tsd. € für die Entsendung des Präsidenten und die Entsendung des Zuständigen für die „externe Kommunikation“, Sebastian Schmidt. Der Präsident stellte seinen geplanten Aufenthalt in Rio auf dem Hearing sogar zur Disposition. Die Stimmungsabfrage unter den anwesenden Mitgliedern ergab jedoch, dass seine Teilnahme ausdrücklich gewünscht wird!  

Zuletzt folgte ein umfassender Rechenschaftsbericht des VcG-Präsidenten Wolfgang Weikert. Zusammen mit Herr Olcher Knoop wurde er als Entsandter des Verbandstages erneut in den Vorstand der VcG gewählt.

Fazit: Der Verbandstag war geprägt davon, dass die Abstimmungsergebnisse klar zum Ausdruck brachten, dass die Herausforderungen, die der Golfmarkt allen Beteiligten – den Anlagen, den Clubs wie auch den Verbänden – abverlangt, nur gemeinsam gemeistert werden können. Ob die Beschlussfassungen fruchten, ob diese tatsächlich die Billigangebote eindämmen können, das vermag niemand vorherzusagen. Der erreichte breite Konsens zeigt jedoch, dass dies der Mehrheit der Verantwortlichen in den Golfanlagen und den Clubs auch bewusst ist und einseitige Schuldzuweisungen an die Adresse des DGV nicht angebracht sind! Drücken wir die Daumen, dass die Kampagne zur Neugolfergewinnung zusammen mit den jetzigen Beschlüssen unter dem Strich zu einem weiteren Wachstum an Golfspielern und damit einhergehend zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Golfanlagen bis zum nächsten Verbandstag führen wird.     

Der DGV Verbandstag 2016 fand unter Beteiligung von 35 Mitgliederclubs aus dem Bereich des BWGV am 16.04. im Marriott Hotel in Frankfurt/Main statt
Die Anträge des Präsidiums zum Verbandstag
Neuausrichtung der VcG
Überschussverwendung der VcG
Antrag zu den Stimmrechten der Landesgolfverbände
Dietmar Hopp, Präsident des GC St. Leon-Rot, erhielt die DGV-Ehrenmedaille in Gold
Ehrung der Preisträger bei "Golf&Natur, darunter aus dem Bereich des BWGV der GC Hammetweil (GF Frank-Hagen Spanka, Mitte) sowie der GC Johannesthal (Präsident Dr. Karl-Heinz Augenstein, 3.v.re.)
Ehrung der Preisträger (Top 20) beim "QM Nachwuchsförderung", darunter aus dem Bereich des BWGV der Stuttgarter GC Solitude (GF Simon Schmugge, li), der GC Schönbuch (GF Marc-Frederik Elsäßer, 5. v.li.), der GC Heidelberg-Lobenfeld (Jugendwart Hans-Wolfgang Berg, 7.v.li) sowie der GC St. Leon-Rot (Jugendwart Dieter Kartmann, 8.v.re.)
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