Golf Sustainable: Artenschutz am ersten Abschlag

Der Steinkauz ist ein rares Geschöpf, eine Rote-Liste-Art der Kategorie III, von der in Deutschland geschätzt nur noch 8.000 bis 9.000 Brutpaare leben. Jutta Mack kennt den kleinen Eulenvogel inzwischen perfekt. Kein Wunder: Auf der Golfanlage des GC Kirchheim-Wendlingen im Raum Stuttgart brüten Steinkauz-Paare in direkter Nähe zu den Golfern. „Man sieht, der Golfplatz stört sie überhaupt nicht“, erzählt die Gründerin der Anlage, als sie auf eine der Steinkauz-Röhren zeigt, die direkt neben dem ersten Damenabschlag hängt, nicht allzu weit vom Clubhaus entfernt. Hier hat erst vor kurzem ein Steinkauz-Paar seine Jungen aufgezogen.

Kooperation mit NABU sorgt für Bruterfolge


Fünf der Röhren finden sich über den Platz verteilt, 42 Jungtiere sind auf dem Golfplatz seit 2011 groß geworden. Ein riesiger Erfolg, weil es extrem schwierig ist, Steinkauz-Pärchen überhaupt zum Brüten zu bringen. Im GC Kirchheim-Wendlingen ist der Erfolg das Ergebnis einer langjährigen Kooperation mit der Artenschutzgruppe Steinkauz im NABU Köngen/Wendlingen, die nicht nur die Röhren aufgehängt hat, sondern alljährlich auch die Beringung der Jungtiere vornimmt und diese kontinuierlich beobachtet.

Die Ansiedlung der Tiere hat viel mit der Umwandlung der Landschaft auf der Golfanlage zu tun. „Hier war früher nur Monokultur“, resümiert Jutta Mack und zeigt auf die angrenzenden Felder, welche die rund 76 Hektar große Anlage umgeben. Aus der Monokultur ist eine vielfältige Landschaft geworden, von der nur 25 Hektar reine Spielfläche sind. Rund 450 Solitär- und über 600 Obstbäume wurden gepflanzt, dazu Hecken und Feldgehölze auf fast zehn Hektar Fläche. Die Zierbirnenallee alleine hat eine Länge von 1253 Meter.

Die alten Streuobstbestände sind für den Steinkauz perfekt. Die seltene Eulenart sucht ihre Beute – meist Mäuse, kleine Vögel, Amphibien, Insekten oder Regenwürmer – gerne auf Streuobstwiesen, in Obstgärten oder auf Wiesen mit eher flachem Gras. All‘ das hat der Golfplatz zu bieten.

Unwetter bedeutet Lebensgefahr

Trotzdem ist die Förderung der Vögel heikel, was sich erst Ende Juni bei heftigen Unwettern auf der Golfanlage zeigte. Vier kleine Steinkäuze lebten in der Röhre an Bahn eins, als starker Sturm, Hagel und Platzregen für eine Verwüstung zahlreicher Bäume sorgte. Der Ast, auf dem die Vögel lebten, hielt, aber ob die Eltern der Jungtiere das Unwetter auch überstanden hatten, war unklar. Die Mitarbeiter der Steinkauz-Gruppe Köngen/Wendlingen installierten eine Kamera, um festzustellen, ob der Steinkauz-Nachwuchs noch von den Eltern gefüttert wurde. Ansonsten wären die Jungtiere zur Aufzucht zur Vogelwarte Radolfszell umgezogen.

Dazu kam es nicht. Das Steinkauz-Paar hatte das Unwetter überlebt. Anfang Juli wurden die vier kleinen Eulen beringt, inzwischen ist die Brutröhre am ersten Abschlag wieder leer. Bis zum nächsten Frühjahr, wenn das nächste Paar einzieht, um seine Jungen aufzuziehen. Längst ist die Golfanlage zu einem fixen Anlaufplatz der Steinkäuze geworden. Die Abschlaggeräusche der Golfer an Bahn 1 stören sie kein bisschen.

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