News aus den Clubs: Insektenhotel, Blühwiese und ein eigener Honig
„Der Golfplatz war einst ein elitärer Sport – aber das hat sich mittlerweile grundlegend geändert“, erklärt Dr. Gunther Hardt, der zum Auftakt der Süddeutschen Bienenwoche 2021 am vergangenen Samstag auf dem Golfplatz von Bad Herrenalb-Bernbach e.V. das eindrucksvolle Management lobt, weil „hier etwas für die Wildbienen, Bienen und Vögel getan wird.“
Der Sachverständige für Golfplätze ist seit vielen Jahren als Auditor des Deutschen Golfverbandes unterwegs, um mit dem Thema „Golf & Natur“ die Pflege der Golfplätze im Einklang mit der Natur zu verbessern. „In diesem wunderschönen Bernbachtal haben wir ein Naturparadies, das keineswegs selbstverständlich ist, denn hier könnte ja auch nur Wald stehen“, so sein Tenor zu der seit über einem halben Jahrhundert bestehenden Golfanlage von Bad Herrenalb. „Hier wird mit Privatmitteln Naturschutzarbeit geleistet, denn die Beiträge der Mitglieder fließen nicht nur in den Betrieb der Sportanlage, sondern auch in die Artenvielfalt und damit in ein stadtnahes Erholungsgebiet.“
Abseits von Fairway und Sandbunker punktet das Kleinod im Nordschwarzwald nicht nur mit dem reinen Wasser des Bernbachs, sondern auch mit Trockenmauern und einer artenreichen Flora und Fauna, die auch dem alten Obstbaumbestand auf unbespielten Flächen genügend Raum gewährt. „Ab Sommer gibt es erstmals eine neu eingesäte Blüh- und Blumenwiese zu Gunsten unserer Bienen und Biodiversitäts-Projekte, von der viele Amphibien profitieren“, erklärt Bernd Blumenthal. Das Vorstandsmitglied des Golfclubs begrüßte gemeinsam mit Sabine Zoller, Vorstand Marketing und Initiatorin der Kooperationen, die regionalen Partner, die das Projekt „Lebensraum Golfplatz“ in Bad Herrenalb unterstützen. Allen voran Bürgermeister Klaus Hoffmann, der dem nachahmenswerten Einsatz der Golfclubs dankt und fünf Infotafeln rund um Insekten, Bienen und Wildbienen zur Verfügung stellt, da er sich den geschützten Naturraum auch als Bildungsort für Kinder und Schüler vorstellen kann. „Luft Wasser und Natur sind eine Symbiose, die vorbildlich zusammenpassen und unser Landschaftsbild nachhaltig prägen.“
Auch für Bernbachs Ortsvorsteher Klaus Lienen ist der Golfplatz ein Ort, in dem „ein naturnaher Sport deutlich sichtbar in eine landschaftsgeschützte Natur eingebunden ist.“ Dass der Golfclub zudem mit dem ortsnahen Imker Torsten Schiebenes aus Bernbach kooperiert, freut Lienen besonders. Der Imker aus Leidenschaft unterstützt das Vorhaben des Golfclubs durch das Aufstellen seiner Bienenvölker auf der Blühwiese: „Ich finde es klasse, dass der Golfclub bei einer so großen Fläche den Weg geht, um die Biodiversität zu steigern und etwas für Honig- und die Wildbienen zu machen.“ Er geht davon aus, dass er bei den vielen Obstbäumen einen schönen Blütenhonig im Frühjahr und danach einen leckeren Tannenhonig für den Golfclub ernten kann. Für Robert Fischer, Leiter der ortsansässigen Golfschule sind die Blühwiesen nicht nur ein Farbtupfer in der grünen Oase der Clubanlage, sondern auch ein weithin sichtbares Zeichen für gelebte Artenvielfalt, mit der am 20. Mai zum Weltbienentag auch der Wildbiene Rechnung getragen wird. Das nützliche Insekt ist dabei auf die Pollen ganz bestimmter Pflanzenfamilien, -gattungen oder sogar -arten angewiesen um seinen Nachwuchs zu versorgen. Im Gegensatz zur Honigbiene, die Staaten bildet, leben die meisten Wildbienen als Einzelgänger. Während diese einst von der Strukturvielfalt der bäuerlichen Vielfalt profitierten, fehlen diesen nützlichen Insekten mittlerweile nicht nur Nahrungs- sondern auch Nistplätze. Um diesem Dilemma Abhilfe zu schaffen, hat Chef-Greenkeeper Marco Oklopicic gemeinsam mit Forstwirtschaftsmeister Detlev Dwarnicak aus Marxell einen sonnigen und damit optimalen Standort für ein attraktives Insektenhotel auf dem Golfplatz auserkoren. Als „Leuchtturmprojekt“ für den Lebensraum Golfplatz entsteht damit ein rund vier Meter langes und zwei Meter hohes Insektenhotel, das nicht nur Menschen jeglichen Alters auf die Wichtigkeit der Insekten aufmerksam macht, sondern den Nutztieren zusätzliche Nisthilfen verschafft. Gemeinsam mit den Auszubildenden, die zum Berufsbild des Forstwirtes auch Naturschutz und Landschaftspflege im Lehrplan stehen haben, freut sich Dwarnicak auf ein sehr interessantes Projekt. „Wir werden ausschließlich Naturmaterialien aus der heimischen Gegend verwenden, das heißt keine Balken, sondern Rohholz, das von uns selbst bearbeitet und zugeschnitten wird, um dann inmitten eines Blühstreifens möglichst vielen Insekten eine neue Heimat zu geben.“
Gunther Hardt sieht das als einen gelungenen Auftakt zum Thema „wir übernehmen Verantwortung für naturnahe Lebensräume und die Artenvielfalt“, dem sich der Herrenalber Golfclub mit Unterzeichnung der Vereinbarung zum „Lebensraum Golfplatz“ im Herbst des vergangenen Jahres verpflichtet hat.