Platz vier für die jungen Adler
Im letzten Matchplay geraten die deutschen Jungen gegen das starke englische Team schon früh in Rückstand und unterliegen letztendlich mit 1,5:5,5. Sie beenden die Mannschafts-Europameisterschaften auf Platz vier.
Wiesbaden. Der Finaltag der Team-EM sollte nicht ganz so sein, wie die Jungen des Junior Team Germany es sich erhofft hatten - und zwar weder am Morgen noch am Nachmittag. Denn natürlich war es der Wunsch der jungen Bundesadler, den schon zweimal hintereinander erspielten Titel erneut zu verteidigen. Doch nach der knappen Halbfinal-Niederlage gegen die Schweden blieb den Deutschen nur das Spiel um Platz drei.
Und ausgerechnet hier sollten die Schützlinge von Bundestrainer Christoph Herrmann auf das vermeintlich stärkste Team im ganzen Turnier treffen: England. Die Briten sind knapp und vor allem sehr überraschend im Halbfinale gescheitert. Auf die Deutschen wartete also eine echte Herausforderung. Coach Herrmann und sein Stab haben die eigene Aufstellung etwas angepasst. Unter anderem wollte der Trainer sehen, wie sich sein jüngster Spieler im Einzel schlägt. Gemeint ist Nico Kregler vom Hamburger L&GC Hittfeld.
Früher Rückstand
Unberührt von den Umstellungen war der Evergreen-Vierer mit Tim Wiedemeyer (Münchener GC) und Peer Wernicke (GC Hubbelrath). Die beiden Deutschen lagen mal auf und mal down, konnten das Spiel aber über die volle Distanz offenhalten. Das Spiel setzte sich auf Augenhöhe im Stechen fort. Auf der 20. Bahn ist der deutsche Ball dann unglücklich vom Fairway gekickt und durch einen Zaun geflogen. Der Ball war damit im Aus und das Loch verloren.
Der Punktverlust war aber nicht der erste, sondern schon der zweite für das deutsche Team. Denn auch der frisch zusammengestellte zweite Vierer, der nun mit Nils-Levi Bock (GC St. Leon-Rot) und Philipp Macionga (GC Augsburg) unterwegs war, musste seinen Punkt abgeben. Die Niederlage zeichnete sich hier bereits früh ab, denn die beiden Deutschen mussten die ersten Löcher in Serie abgeben. Die Engländer haben äußerst druckvoll gespielt und eine unfassbare Birdie-Serie hingelegt. Den Rückstand konnten Bock und Macionga nicht mehr aufholen und gaben sich zwangsläufig an Bahn 12 mit 7&6 geschlagen.
Coach Christoph Herrmann blickt zurück: „Damit waren wir nach den Vierern im 0:2 Rückstand gegen diese so starken Engländer, die ja auch schon die Zählspiel-Quali mit großem Abstand gewonnen haben und über ein sehr starkes EMM-Team verfügen. Wir mussten also sehr mutig in den Nachmittag kommen. Wir haben in der Begleitung der Spieler viel Wert darauf gelegt, die frühen Einzel besonders zu betreuen, denn wir brauchten ja nun genau diese Punkte. Peer Wernicke und Tim Wiedemeyer, die zudem beide sehr routiniert sind, mussten wir alleine gehen lassen.“
Wiedemeyer und Wernicke eine echte Bank
Und tatsächlich war genau diese Idee die richtige. Denn der spät startende Tim Wiedemeyer sicherte seinen Punkt mit einem überzeugenden 5&4 gegen Harry Malin. Und auch Peer Wernicke, der gegen Jake Plumb übrigens einen starken Start hatte, behielt seine Chancen in der Hand. Dennoch: die Bemühungen halfen nichts.
Nils-Levi Bock musste gegen Tyler Weaver schon frühe Rückschläge einstecken und lag nach den ersten Neun sechs Bahnen zurück. Für ihn war bereits an Bahn elf mit 8&7 Schluss. Nico Kregler geriet ebenfalls früh in Rückstand, konnte das Spiel aber offenhalten und kämpfte gegen Kris Kim, den Sieger der Zählspiel-Einzelwertung, bis zur 17. Bahn. Unter diesen Umständen darf der junge Norddeutsche die 2&1 Niederlage durchaus als Erfolg sehen.
Direkt hinter Kregler spielte Philipp Macionga gegen Sam Easterbrook. Auch im Einzel hatte Macionga frühe Lochverluste zu verkraften - die Engländer waren einfach mit mächtig viel Druck unterwegs. Und am Ende wurde es für den Augsburger eine 3&2 Niederlage.
Peer Wernicke, der zum Abschluss wieder auf seiner Lieblingsposition spielte, kam, wie schon erwähnt, gut in die Runde. Als die Entscheidung fiel, stand es bei dem Rheinländer 1auf nach 14 und er hatte eine sehr gute Chance, auch Bahn 15 für sich zu entscheiden. Doch mit dem Sieg der Engländer teilten sich die beiden Spieler den Punkt.
Trotzdem Europas Elite
Insgesamt bleibt das Fazit: der Rückstand aus den Vierern war zu hoch und der Gegner zu stark, als dass hier noch mehr drin gewesen wäre. Dennoch versucht Coach Herrmann am Ende ein versöhnliches Fazit und vor allem eine Perspektive aufzuzeigen: „Wir sind nicht mehr nahe genug an die Engländer angerückt und haben dann verloren. Das 2:0 vom Vormittag war für uns einfach nicht mehr aufzuholen, auch wenn wir alles versucht haben.
Das Fazit für die Veranstaltung ist erstmal positiv, weil wir souverän in den ersten Flight gekommen sind. Und wir haben das Halbfinale mit einer starken Vorstellung gegen Spanien erreicht. Wir gehören damit zu den vier besten Mannschaften in Europa, aber wenn man vorher gerade zweimal Europameister geworden ist, fallen die Luftsprünge natürlich nicht so hoch aus.“
Und er sagt weiter: „Wenn man den Jugendbereich sieht, wo sich die Mannschaften jedes Jahr neu zusammenstellen, weil die Spieler einfach rauswachsen, ist es Aufgabe genug, ein Team ins Rennen zu schicken, das konkurrenzfähig ist. Das ist uns in jedem Fall gelungen - und das ist die gute Nachricht. So gehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir gehören zur Elite Europas, aber es gab dieses Mal keine Medaille.
Jeder, der mit Sport zu tun hat, weiß, dass es hier um die Entwicklung der Spieler und der Mannschaften geht. Und in dem Kontext ist eine Niederlage tatsächlich sehr bedeutsam, weil sie die Chance gibt, zu reflektieren und nachzudenken. Wenn man von sich sagen kann, man hat alles gegeben, dann ist es für uns wichtig, dass dieses Alles beim nächsten Mal ein höheres Niveau als beim vorherigen Mal hat. Hier wollen wir analysieren und aufarbeiten, sobald wir uns wieder gesammelt haben.“