Pressestimmen und Ursachensuche zur Vergabe des Ryder Cups 2022 nach Italien
Am Tag nach der Bekanntgabe, dass der Ryder Cup 2022 in Italien im "Marco Simone Golf&Country Club" vor den Toren Roms ausgetragen werden wird, braucht nun über das "Warum" nicht mehr spekuliert werden. Der neue CEO der European Tour, Keith Pelley, hat die Bewerber, obwohl die offizielle Bewerbungsfrist bereits abgelaufen war, aufgefordert, mehr Geld in die Hand zu nehmen nach dem Motto "Was ist Euch der Ryder Cup wert?"
Im offiziellen Statement von Keith Pelley zur Ryder Cup Vergabe kommt zum Ausdruck, dass Italien seine Ambitionen wohl am besten unterstützt, die European Tour finanziell zum Wohle der Tourprofessionals besser auszustatten. Nachfolgend sein Statement, in dem dies im letzten Satz deutlich zum Ausdruck kommt.
Keith Pelley said: “I would like to offer my congratulations to Italy whose bold and ambitious bid has seen them become the host nation for The 2022 Ryder Cup. History has shown time and again that The Ryder Cup is pure theatre with the players the stars, and there is no question that the Eternal City of Rome will provide a wonderful backdrop for one of the great occasions in world golf. “With Paris in 2018 and now Rome in 2022 being the respective host cities for Europe’s next two stagings of biennial contest against the United States, the magical appeal of The Ryder Cup is set to continue. “In addition, we have exciting plans for the development of The European Tour and our International Schedule for the benefit of all our players, and Italy shares this ambition. Their commitment to the Italian Open will provide an inspiring benchmark.”Die Italian Open, derzeit mit einem Preisgeld von 1,5 Mio € ausgeschrieben, wird nun ab 2017 über mindestens 10 Jahre mit einem Rekordpreisgeld von 7,5 Mio. € ausgestattet werden.
Bei der deutschen Bewerbung hatte man insbesondere auch auf den Sponsorpartner BMW gehofft. Aber der neue CEO der European Tour scheute auch die Konfrontation mit einem seiner besten Sponsorenpartner nicht.
Denn Pelley hält das von BMW gesponserte Preisgeld von 5 Mio. € für die "BWM-Championship" in Wentworth als nicht angemessen für ein "Flagschiff-Turnier".
Laut Süddeutscher Zeitung soll es noch bis letzten Freitag die kurzfristig per Mail gestellte Frist an die Bewerber gegeben haben, Millionen nachzuschießen. BMW hatte als einer der Hauptsponsoren der European Tour bereits zeitlich langfristigere Zusagen für eigene Turniere gegeben hat, es sonst aber auf Vorstandsbeschluss abgelehnt, im Last-Minute-Pokerspiel mitzuziehen, welches Pelley offenbar bei seinem Besuch bei BMW am vergangenen Donnerstag ausreizte.
Auch dem Statement aus dem DGV-Präsidium ist diese Tatsache zu entnehmen, dass Keith Pelley gepokert und die Bewerber in gewisser Weise wohl gegeneinander ausgespielt hat:
"Die Entscheidung um die Vergabe des Ryder Cups 2022 ist gefallen. Italien hat mit Rom den Zuschlag bekommen. Deutschland bleibt nur, sportlich fair zu gratulieren und festzuhalten, dass wir nicht in der Lage waren - und das zuletzt ganz bewusst - die finanziellen Erwartungen der Ryder Cup Europe (RCE) zu erfüllen. Der Deutsche Golf Verband (DGV) und mit ihm die Bewerbungsgesellschaft RC Deutschland GmbH (RCD) haben im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten eine optimale Bewerbung bei der RCE zum Stichtag eingereicht. Gerade in der heutigen Zeit in der nationale und internationale Sportverbände und ihre Vergabepraktiken bei Sport-Großveranstaltungen, auch unter Good-Governence-Richtlinien, sehr genau und kritisch beobachtet werden, waren für DGV und RCD Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Vernunft und öffentlicher Rückhalt zentrale Themen im Rahmen der Bewerbung.
Schon deshalb haben wir, als wir von der RCE durch den CEO, Keith Pelley, am Montag, den 7. Dezember 2015 aufgefordert wurden, einer erneuten Öffnung des Bieterverfahrens zuzustimmen und bis Freitag, den 11. Dezember 2015 noch einmal finanziell deutlich nachzubessern, in einer einstimmigen Entscheidung aller Beteiligter beschlossen, dieser Forderung nicht nachzukommen. Es war und ist unsere Prämisse immer gewesen: Wir wollen den Ryder Cup in Deutschland haben - aber nicht um jeden Preis. Aus unserer heutigen Sicht ist der geforderte Preis zu hoch geworden. Deswegen haben wir uns entschlossen, unser vorliegendes Angebot nicht mehr zu erhöhen."
Das war auch aus der Sicht des BWGV die absolut richtige Entscheidung der Verantwortlichen beim Deutschen Golf Verband. Die Frage, die sich einem in diesem Gesamtzusammenhang aber letztlich aufdrängt, ist die, ob ein Dachverband für den Amateurgolfsport sich für eine Profigolfveranstaltung dieser Größenordnung überhaupt bewerben soll.
Man kann die Frage aber auch anders stellen: muß nicht grundsätzlich einmal darüber nachgedacht werden, ob das unbefriedigende "Schattendasein", welches der Golfsport in Deutschland fristet, nicht ursächlich auch damit zusammenhängt, dass der Dachverband auf Grund der historisch bedingten Aufspaltung von Golf als Amateursport auf der einen Seite und Golf als Profisport auf der anderen Seite gar keine Möglichkeit hat, sich mit seinem sportlichen Markenkern öffentlichkeitswirksam darzustellen. Der "große Sport" ist den Profis vorbehalten und um bspw. an Olympia 2016 oder 2020 teilnehmen zu können, muss man als Golfer Professional sein.
Vielleicht müssen daher der Deutsche Golf Verband und die anderen europäischen Amateurdachverbände tatsächlich einmal ihre grundsätzliche Rolle überdenken, die sie in Zukunft im Golfsport wie auch im Golfbusiness zu spielen gedenken. Immer nur den Nachwuchs auszubilden und Zulieferer der Tour zu sein, muss sicherlich kein bleibendes Rollenverständnis sein!
Nachfolgend die Links zum offiziellen Statement der Ryder Cup Europe sowie zu den wichtigsten nationalen Kommentaren im Zusammenhang mit der neuerlich gescheiterten Ryder Cup Bewerbung:
Offizielles Statement der Ryder Cup Europe
Bericht in der "Welt"
Bericht in der "FAZ"
Bericht Seite 1 in der Süddeutschen
und
Bericht Seite 2 in der Süddeutschen