Start-Ziel-Sieg für Deutschland
Das Junior Team Germany macht die Sensation perfekt und sichert sich am Finaltag des prestigereichen European Young Masters trotz Gewitterabbruchs den Mannschaftssieg sowie den Sieg in der Einzelwertung der Mädchen.
Mit einer unglaublich starken Mannschaftsleistung hat die deutsche Junioren-Nationalmannschaft am Finaltag des European Young Masters ein Stück Golfsport-Geschichte geschrieben! Paula Schulz-Hanßen (GC St. Leon-Rot), Magdalena Maier (Münchener GC), Yannick Malik (Münchener GC) und Tiger Christensen (Hamburger GC) spielen auch die letzte Wettkampfrunde der U16-Europameisterschaft bärenstark und waren auf dem besten Wege, sich den Sieg in der so bedeutenden Mannschaftswertung mit einem überdeutlichen Vorsprung zu sichern. Am Ende wurde die letzte Runde allerdings gänzlich aus der Wertung herausgelassen, da sie aufgrund eines Gewitters nicht zu Ende gespielt werden konnte.
Da das Junior Team Germany jedoch auch am Vortag schon die Mannschaftswertung anführte, bleibt ihm der Sieg so oder so erhalten - selbst wenn er offiziell nun nicht so hoch ausfällt, wie die vier Nachwuchsspieler es sich eigentlich verdient hatten. Denn allein für die abgebrochene Finalrunde lagen die Deutschen bei stolzen 18 Schlägen unter Par, was sie zu einem kumulierten Ergebnis von 39 unter Par gebracht hätte. Quasi eine Deklassierung des so starken restlichen Teilnehmerfeldes! In den Büchern steht der Sieg nun immerhin noch mit einem Schlag Vorsprung und 411 Schlägen (-21), ganz so, wie der Stand nach Tag zwei des Turniers war.
Deutschland siegt damit vor Frankreich (412; -20) und den Niederlanden (413; -19). Leidtragende sind die heute ebenfalls starken Spanier, die zum Zeitpunkt der letzten Ergebnisaufnahme bei 26 Schlägen unter Par lagen und damit relativ klar auf dem zweiten Platz standen. Und auch das italienische Team kann „seine“ Bronzemedaille trotz einer starken Finalrunde und dem Zwischenstand von 21 Schlägen unter Par nicht mitnehmen.
Marcus Neumann, Sportdirektor des DGV hat die Leistung der deutschen Auswahl während der Finalrunde vor seinen Augen und findet für den Sieg des jungen Teams klare Worte: „Das war ein Kantersieg! Da hat der Bundestrainer Athletik als Kapitän wohl nicht nur das Team fit gehalten, sondern auch beste Motivationsarbeit geleistet. Meine größte Anerkennung an die ganze Mannschaft. Alle vier Spielerinnen und Spieler haben mit diesem sagenhaften Teamerfolg einen Riesenschritt in ihrer Entwicklung bewiesen. Golfdeutschland freut sich mit ihnen!“
Schulz-Hanßen überragend
Absolut überragend war an diesem letzten Turniertag wieder Paula Schulz-Hanßen unterwegs. Nach 15 Bahnen lag sie bei beeindruckenden sieben Schlägen unter Par und schraubte sich für das Turnier sogar auf starke 15 unter Par. Dass es sich hierbei lediglich um einen Zwischenstand handelt, kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die St. Leon-Roter Spielerin dabei war, das kampfstarke Feld der Mädchen vollständig an die Wand zu spielen. Ganze acht Schläge lag Schulz-Hanßen vor der zu jenem Zeitpunkt zweitplatzierten Mirabel Ting, die ihre Finalrunde mit eins unter Par bereits beendet hatte. Lila Pinthier, die gemeinsam mit der Deutschen im Leader-Flight spielte, lag auf ihrer Finalrunde zum Zeitpunkt des Turnierabbruchs sogar über Par. Am Ende bleibt es aber auch in der Einzelwertung der Mädchen beim Stand nach Tag zwei des Turniers und Schulz-Hanßen siegt mit 136 Zählern (-8) auf dem Papier knapp vor der Französin Pinthier (137; -7) und der Niederländerin Anne Sterre den Dunnen (138; -6). Für Paula Schulz-Hanßen sind all diese Details am Ende jedoch vollkommen nebensächlich. Was zählt, ist der Sieg:
„Das heute war so ein toller Tag. Wir sind zwar mit einem kleinen Vorsprung in die letzte Runde gegangen. Wir haben uns darauf aber nicht ausgeruht. Wir haben so gutes Golf gespielt und so gut im Team gearbeitet. Wir haben unseren Vorsprung ausgebaut und das ist das tollste, was überhaupt hätte passieren können. Wir haben die Situation superernst genommen, waren voll konzentriert und haben uns auch durch die Gewitterunterbrechung nicht aus dem Konzept bringen lassen.
Ich bin auch mit meiner Runde und der Einzelwertung super zufrieden. Ich habe vor dem Turnier und auch vor dieser letzten Runde nicht erwartet, die Wertung gewinnen. Mir war zwar vor dem Start heute klar, dass ich führe. Aber daran habe ich nicht gedacht. Ich wollte nur ein möglichst gutes Ergebnis für das Team erspielen. Durch den Turnierabbruch haben wir zwar am Ende nur knapp gewonnen, aber wir wissen, dass wir unseren Vorsprung noch ausgebaut haben und bei einem regulären Ende auch höher gewonnen hätten. Am Ende sind wir mit dem Ergebnis jedenfalls sehr zufrieden. Es war eine Megawoche, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde.“
Malik muss Einzelwertung ziehen lassen
Ein Wermutstropfen bleibt für die deutsche Auswahl allerdings. In der Einzelwertung der Jungen hat der Turnierabbruch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Medaille - wenn nicht sogar den Sieg - gekostet. Denn Yannick Malik war, wie schon am ersten Tag des Turniers, unglaublich stark unterwegs. Nach 14 gespielten Bahnen lag der Münchener bei sieben Zählern unter Par. An Bahn 16 hatte er nochmal eine gute Birdie-Chance und all das bei nur noch einem Schlag Rückstand auf den Führenden und vier Schlägen vor dem Dritten. Nachvollziehbar, dass sich bei dem Nachwuchsspieler gemischte Gefühle zeigen:
„Ich bin megaglücklich, dass wir das hier gewonnen haben und den Titel mit nach Hause nehmen können. Andererseits war es mir durch die nicht gewertete letzte Runde nicht mehr möglich, in der Einzelwertung der Jungen noch nach vorne zu kommen. Denn es lief heute einfach sehr gut. Ich war wirklich gut drauf und meine, ich hatte eine gute Chance, das Ding noch durchzuziehen. Es stand auf jeden Fall die realistische Möglichkeit im Raum, den Titel der Einzelwertung noch zu holen. Und da bin ich natürlich enttäuscht, wenn das Turnier dann durch eine einfache Gewitterunterbrechung so endet und die Runde nicht in die Wertung kommt. Trotzdem war es ein megageiles Turnier. Und mit sieben unter Par nach 15 Loch gehe ich auch mit einem positiven Gefühl und freue mich sehr, dass wir den Titel in der Mannschaftswertung gewinnen konnten.“
Auch Tiger Christensen zeigte heute einmal mehr, dass er im Turnier eine echte Bank ist. Nach 15 gezählten Bahnen lag er bei stolzen vier Schlägen unter Par. Und er ist sich nach dem vorzeitigen Turnierende mehr als bewusst, was diese deutsche Mannschaft hier in Tschechien geleistet hat: „Wir haben unglaublich gespielt. Wir lagen heute allein bei 18 unter Par - also 39 unter Par für alle drei Tage. Dabei hatten wir zwölf Schläge Führung vor Spanien und haben das Feld einfach dominiert. Paula hat ihre Einzelwertung mit 700 Millionen Schlägen gewonnen, was durch den Turnierabbruch nun leider nicht so in der Statistik steht. Aber gewonnen ist gewonnen. Und es war echt der Hammer und eine krasse Erfahrung. Das war ein wirklich gutes Team und ein Wahnsinns-Turnier.“
Bundestrainer ist sprachlos
Auch Magdalena Maier zieht ein äußerst positives Fazit - auch wenn sie aufgrund einiger gesundheitlicher Probleme nicht an ihre Ergebnisse der ersten beiden Turnierrunden anknüpfen konnte. Aufgrund der Streicher-Regelung hätte ihr Score, wäre die Runde denn gewertet worden, jedoch keinen Effekt auf das Mannschaftsergebnis gehabt: Maier resümiert hochverdient positiv: „Wir haben hier ein richtiges Statement abgegeben und die anderen Nationen gerade an diesem letzten Turniertag richtiggehend hinter uns liegen gelassen.
Mir selbst ging es gesundheitlich nicht ganz so gut, dadurch lief es bei mir auf der Runde auch nicht so. Trotzdem bin ich zumindest mit meinen beiden ersten Runden sehr zufrieden und fahre mit einem sehr guten Gewissen nach Hause. So einen Sieg wird man wohl nie vergessen und das war in meiner bisherigen Golf-Karriere auf jeden Fall eines meiner schönsten Erlebnisse. Das werde ich immer gut in Erinnerung behalten. Diese Woche war eine mega gute Zeit und ich hoffe, dass es für den deutschen Golfsport so weitergeht.“
Mit ihrem Sieg knüpfen die vier jungen Deutschen an das Jahr 2014 an. Damals war der Hamburger GC Falkenstein Gastgeber des European Young Masters. Und das deutsche Team, bestehend aus Esther Henseleit, Alexandra Försterling, Timo Vahlenkamp und Max Schmitt holte den Sieg in allen drei Wertungskategorien. Damals wie heute sind es erstklassige Nachwuchsspieler, die diese Leistung erbracht haben und sich gegen ein äußerst starkes internationales Umfeld durchsetzen konnten.
So sieht es auch der betreuende Athletik-Bundestrainer Chris Marysko, der die 2019er-Mannschaft während der Turnierwoche vor Ort verantwortlich betreut hat: „Wir haben das Feld wirklich dominiert heute und ich bin echt sprachlos. Das war ganz ganz großer Sport - bei schweren Bedingungen. Und es war eine herausragende Team-Leistung. Genau darauf kommt es hier eben auch an. Wir freuen uns zudem riesig, dass Paula ihre Einzelwertung gewonnen hat und dass Yannick sich die Chance auf seinen Sieg erarbeiten konnte. Es ist nur schade, dass er die Früchte seiner Arbeit nicht ganz genießen kann. Nichtsdestotrotz sind wir alle megastolz und es war eine ganz tolle Woche hier.“