Team EM der Jungen: Deutschland holt Silber
Chantilly/Frankreich – Frankreich hat sich auf heimischem Terrain den Titel gesichert und gewinnt die European Boys Team Championship in einem hochklassigen Finale gegen das Junior Team Germany. Nach den Vierern hatte es 1:1 gestanden., wobei die Matches am Vormittag allen Beteiligten viel abverlangten. Die Spieler lieferten einen heißen Kampf und die Nerven der Betreuer und Fans waren bis zum Anschlag gespannt. Im ersten Vierer waren Tiger Christensen und Frederik Schott gegen Nathan Trey und Claude Churchward unterwegs. Die Franzosen holten sich direkt das erste Loch, aber die ganz in weiß gekleideten Deutschen schlugen auf Bahn zwei sofort zurück. Lange lagen entweder die Franzosen leicht in Front oder das Match stand all square, wobei die Zuschauer etliche sehr spektakuläre Schläge zu sehen bekamen.
Zum ersten Mal übernahm das Duo aus Düsseldorf und Hamburg auf Bahn neun die Führung. Ein nervenzerfetzendes, aber ausgesprochen unterhaltsames Hin und Her nahm seinen Lauf, bei dem auf phantastische Schläge mitunter direkt ein Rückschlag erfolgte und so ein echtes Wechselbad der Gefühle auf und neben den Grüns zu erleben war. Auf einen verzogenen Abschlag folgte ein irrwitziger Rettungsschlag und darauf wieder ein verschobener Putt.
Auf Bahn 13 übernahmen die Franzosen wieder die Führung und hatten auf Bahn 14 eine gute Chance, diese vorentscheidend auszubauen. Aber die Rechnung ging nicht auf, weil immer, wenn es darauf ankam, entweder Freddy Schott oder Tiger Christensen einen Zauberschlag auspackten und damit auch brenzlige Situationen retteten. Faszinierend, wie die beiden sich ergänzten und ihre Konkurrenten damit an den Rand des Wahnsinns trieben.
Nach dem Ausgleich auf Bahn 15, den Frederik Schott mit einem Birdieputt aus gut und gerne 18 Metern über eine heftige Welle hinweg erzielte, gingen die Bundesadler auf der 16 mit 1auf in Führung. Dieses Mal war es Tiger Christensen, der einen langen Putt ganz cool lochte.
Auf Bahn 17 fand dieses Match ein gutes Ende für Deutschland. Aber natürlich musste auch hier etwas ganz besonders Spektakuläres passieren! Der zweite Schlag fand rechts den Bunker. Der Ball lag alles andere als gut und so lief der Schlag von Freddy Schott noch leicht rechts hinter das Grün. Die Franzosen wähnten sich im Vorteil, obwohl sie selbst zuvor aus dem Vorgrün geputtet hatten und den Schlag so schlecht machten, dass sie noch immer nicht das Grün erreicht hatten.
Dann kam wieder die Wundertüte in Schwarz-Rot-Gold. Der 15-Jährige Athlet vom Hamburger GC packte sich ein Holz und schob damit aus dem Vorgrün den Ball zum Lochgewinn und 2&1-Sieg ins Loch. Unfassbar! Ist das jugendliche Unbekümmertheit oder ein Schuss Genialität? Egal! Es ist: sehr gut!
Der Jubel des deutschen Anhangs war riesig, denn dieser Punkt ging letztlich mehr als verdient an die Burschen des Junior Team Germany.
Zäher Kampf
Der zweite Vierer lieferte sich ein zähes Ringen um jeden einzelnen Punkt. Laurenz Schiergen und Jonas Baumgartner bekamen es mit Nicolas Muller und Charles Larcelet zu tun. Die Franzosen lieferten eine formidable Leistung ab, so dass etliche Male auch sehr gute Schläge der Deutschen keinen Niederschlag im Ergebnis fanden. Zwar gingen die beiden Akteure von der Hummelbachaue und dem GC Hösel direkt auf Bahn eins in Front, gaben danach aber drei Löcher in Folge ab.
Immer wieder erarbeiteten sich Schiergen und Baumgartner gute Chancen, ein Loch zu gewinnen, aber oft hatten die Franzosen eine Antwort parat, die so zwingend war, dass das NRW-Duo zwar immer den Anschluss hielt, aber nicht mehr in die Lage kam, das Match noch zu drehen. So auch auf dem 17. Grün, als durchaus eine gute Chance erspielt wurde, aber wieder die Spieler der Grande Nation genau soviel taten, dass das Loch geteilt wurde und damit der 2&1-Sieg feststand.
Nach einer emotionalen Achterbahnfahrt war also alles wieder auf Null gestellt und für beide Teams war die Ausgangslage identisch: wer zuerst drei Punkte in den fünf Einzeln für sich gewinnt, ist Europameister.
Fünf Einzel, alles auf Null
Mit 1:1 ging es in die kurze Mittagspause, in die Kapitän Chris Marysko und Bundestrainer Christoph Herrmann die Athleten ihres Teams nicht entließen, ohne noch am Grünrand den inzwischen so sehr bewährten „deutschen Kreis“ zu bilden. Auch lautstark feuerte sich das Team so an, dass die Franzosen, die schon auf dem Weg in Clubhaus waren, sich durchaus beeindruckt umschauten.
Anfangs ganz offen
In den fünf Einzeln sah es anfangs noch ganz offen aus und die Zuversicht, am Ende jubeln zu dürfen, war überall im deutschen Lager spürbar. Doch Match für Match spielten sich die Franzosen so in einen Rausch, dass ihnen beinahe alles gelang und es den Schützlingen von Bundestrainer Christoph Herrmann zunehmend schwer fiel, Druck auf die Gegner aufzubauen.
Zwar gab es aus Sicht der Gastgeber keinen Kantersieg zu feiern, aber da nach einiger Zeit nur noch Jonas Baumgartner komfortabel in Führung lag, zeigte das Livescoring eine für Frankreich immer entspanntere Lage an.
Heute besser
Am Ende steht ein 5:2-Sieg für die Grande Nation in den Büchern, nachdem Tom Vaillant mit 4&3 gegen Frederik Schott gewonnen hatte, sich Nicolas Muller mit 3&2 gegen Tiger Christensen durchsetzen konnte und am Ende auch noch Nathan They gegen Laurenz Schiergen auf dem 16. Grün einen 3&2-Sieg feierte. Jonas Baumgartner lag zu dem Zeitpunkt schon dormi 2auf auf dem 17. Grün und hätte sein Match mit ziemlicher Sicherheit gewonnen. Philpp Katich hatte sich gerade tapfer Loch 17 geholt und ging 1down auf das 18. Tee, als der Jubelschrei der französischen Zuschauer von Grün 16 klar machte: Es ist vollbracht. Baumgartner und Katich einigten sich mit ihren Kontrahenten darauf, ihre Matches zu teilen, so dass eben am Ende dieser 5:2-Sieg für Frankreich steht.
Frankreich hatte am Finaltag das absolute A-Game ausgepackt, gegen das es aus Sicht der Bundesadler sehr schwer war, anzukommen. Enttäuscht hat das Team von Kapitän Chris Marysko keineswegs. Mit Frankreich hat die an diesem Tag bessere Mannschaft verdient gewonnen, aber Deutschland hat sich in Frankreich großen Respekt erspielt – nicht nur auf den Fairways, sondern auch durch das Auftreten des Teams insgesamt.
Besondere Ehre
Was es in der Form bisher wohl noch nie gegeben hatte: Pierre Bechmann, Präsident der EGA, hob vor der Vergabe der Medaillen ein Team aus dem Feld ganz besonders hervor. Das deutsche Team habe, so Bechmann, sich während der Matches und auch ansonsten vorbildlich verhalten und einen außergewöhnlichen Sportsmenship gezeigt. Die Kommunikation mit den Konkurrenten und die Fairness seien herausragend gewesen und Team Germany habe dem Golfsport alle Ehre gemacht, indem der Spirit of the Game gelebt wurde. Pierre Bechmann gab den Youngstern des Junior Team Germany mit auf den Heimweg, dass er sie schon heute als beste Botschafter des Golfsports ansieht.
Das Fazit des Bundestrainers
Kurz nach einer Niederlage ist natürlich kein Sportler und kein Trainer rundum fröhlich. So machte auch Bundestrainer Christoph Herrmann keinen Hehl daraus, im ersten Moment enttäuscht zu sein: „Ich bin noch nicht soweit, dass ich alles positiv sehen kann. Wir haben im Vorfeld groß gedacht und haben hier auch groß gekämpft. Heute haben wir leider verloren und natürlich ist es schwierig, so ein großes Turnier mit einer Niederlage zu beenden. Die Silbermedaille ist aber ganz zweifelsfrei ein großer Erfolg – keine Frage! Wir haben vor einem Jahr eine Medaille knapp verpasst, in diesem Jahr ist es Silber geworden. Insofern muss man auch zufrieden sein, aber im Moment sitzt der Stachel schon noch tief. Wir waren mit dem 1:1 am Vormittag zufrieden. Wir waren am Mittag sehr zuversichtlich, denn von den zehn Einzeln bisher hatten wir nur ein einziges verloren. Tatsächlich ist es dann in keiner Situation zu unserem Gunsten gekippt. Wir hatten eine Phase, in der ein Match deutlich auf und ein Match deutlich down lag. Die anderen drei Matches waren lange nur 1down und da hat man schon die Hoffnung, dass sich diese noch drehen. Aber da haben die Franzosen einfach die Tür nicht aufgemacht und bei uns ist nichts Außergewöhnliches passiert, wie es in dieser Situation mal sein müsste. Dann kommen noch Situationen hinzu, die man als Pech ansieht. Daher haben sich die Franzosen von uns nicht mehr greifen lassen.
Endergebnisse