Zwei Deutsche Meister aus Baden-Württemberg - Briem und Katich
Bei Kaiserwetter findet die Finalrunde der 75. Deutschen Meisterschaften statt. Das Gesamtbild könnte nicht schöner sein. Der GC München Valley mit einem Alpenpanorama im Hintergrund, ein fabelhaft gepflegter und anspruchsvoller Platz, dazu noch hochklassiger Golfsport mit neuen Deutschen Meistern. Helen Briem vom Stuttgarter GC und Philipp Katich vom GC St. Leon-Rot gewinnen die Titel.
Valley/Holzkirchen – Die Vorbedingungen für die Finalrunde waren klar: Bei den Damen lag Helen Briem sechs Schläge vor der Titelverteidigerin Helen Kreuzer. Diese hatte am Abend vor dem Finaltag noch kämpferisch gesagt, dass der Platz viele Birdiechancen gibt und dass es deshalb noch spannend werden würde. Bei den Herren war die Spannung schon ab dem ersten Schlag ständiger Begleiter der Führenden, denn Martin Obtmeier und Tim Wiedemeyer gingen schlaggleich auf das erste Tee. Und dann kam alles doch ganz anders.
Obtmeier, der zwei Tage lang überragend gespielt hatte, konnte seine Leistung zum Ende des Turniers zwar nicht ganz halten, lieferte aber ein fabelhaftes Comeback. Schon am dritten Tag war der Straubinger mit seinem Spiel nicht mehr zufrieden und hatte mit einer 74 (+2) seinen Vorsprung eingebüßt. Am Finaltag lief es auf der Frontnine für den Deutschen Vizemeister der AK 18 gar nicht rund. Nach dem Doppelbogey auf Bahn 8 lag der Bayer schon vier über Par und war im Klassement bis auf Rang sechs zurückgefallen. Das Klassement war aber insgesamt kräftig in Bewegung.
Philipp Katich, der mit zwei Schlägen Rückstand ins Rennen gegangen war, lag nach der Frontnine als einziger der drei Spieler im Leaderflight unter Par und hatte damit die Führung übernommen. Tim Wiedemeyer hatte zunächst drei Bogeys in Serie zu verkraften, konterte diese mit zwei Birdies, ging dann aber doch mit +2 auf die Backnine, weil er auf Bahn 9 schon sein viertes Bogey kassierte.
Auf T3 tauchten zu dem Zeitpunkt mit jeweils drei Schlägen Rückstand auf Philipp Katich zwei Spieler auf, die schon früher gestartet waren. Yannick Malik, wie Katich beim GC St. Leon-Rot zu Hause, hielt seine Karte lange sauber und brachte geduldig drei Birdies unter. Laurenz Schiergen vom GCC Velderhof war die Solidität in Person und hatte neben zwei Birdie nur Pars auf der Karte.
Backnine Herren
Je länger die Runde lief, des deutlicher sah es nach einem Zweikampf auf Distanz zwischen Yannick Malik und Philipp Katich aus. Wobei es hier dann auch relativ deutlich aussah, denn nach dem der ältere Spieler mit einem weiteren Birdie auf Bahn 10 seinen Score auf -3 verbessert hatte, war die fünf unter Par nach 15 Bahnen des jüngeren Athleten zwar ganz stark, aber der Rückstand von Malik blieb bei drei Zählern. Auf Bahn 18 musste 17-Jährige aus dem Kader vom Jungen-Bundestrainer Christoph Herrmann dann doch noch ein Bogey notieren und kam so mit einer 68 (-4) vom Platz. Zu dem Zeitpunkt teilte Malik sich Rang zwei mit Laurenz Schiergen. Der Athlet des National Team Germany war ebenfalls lange ohne Bogey unterwegs. Auf dem 17. Grün kam dann doch das eine Bogey hinzu. Auf Grün 18 lochte der Rheinländer einen sehr langen Putt zum Birdie. Wie wichtig der war, wusste Schiergen da noch nicht, aber letztlich sicherte dieses Birdie ihm am Ende einer langen Saison ebenfalls die Bronzemedaille.
Obtmeier Comeback
Martin Obtmeier, der dem Turnier an den beiden ersten Tag seinen Stempel aufgedrückt hatte, feiert auf der Backnine ein großes Comeback. Der Straubinger knallte noch einmal im Stile eines Großen vier Birdies auf die Karte. Auf dem 18. Grün lochte der Bayer aus großer Distanz seinen Putt und machte damit den entscheidenden Schlag gegenüber Malik und Schiergen gut, so dass er sich über die Silbermedaille freuen durfte. Philipp Katich aber brachte seine Finalrunde sicher nach Hause. Die fünf Birdies reichten, so dass auch ein Bogey auf Bahn 18 keinen Schaden mehr anrichten konnte. Mit gesamt zehn unter Par hatte der Athlet, der voraussichtlich seine letzte DM spielte, weil er im nächsten Jahr ins Profilager wechseln möchte, seine erste Deutsche Meisterschaft in die Bücher gebracht.
Damen deutlich
Bei den Damen war es von Anfang an und blieb es bis zum Ende eine überaus klare Sache für Helen Briem. Das Talent des Stuttgarter GC, das im Mai schon die Deutsche Lochspielmeisterschaft für sich entschieden hatte, spielte ganz cool, machte keine entscheidenden Fehler und zeigte mit einem frühen Birdie, dass sie die Früchte ihrer Arbeit würde ernten wollen. Helen Kreuzer vom Frankfurter GC startete zwar wie angekündigt aggressiv mit einem Birdie, kassierte aber auf Bahn 4 schon einen Bogey, womit der Sturm auf die Spitze schon früh im Keim erstickt wurde. Da auch hinter den beiden Spielerinnen, die die Plätze 1 und 2 einnahmen, keine der Athletinnen in einen Flow kam, um entscheidend Boden gutzumachen, blieb es in der Damen-Konkurrenz eher ruhig. Die neue Deutsche Meisterin blieb zum vierten Mal in Folge unter Par, brachte mit 70 (-2) Schlägen erneut den besten Score des Tages nach Hause und schraubte ihren Gesamtscore auf neun unter Par, was einen Vorsprung von acht Zählern auf die beiden Spielerinnen bedeutete, die sich Rang zwei teilten und beide von DGV-Vizepräsident Gerd Kohns bei der Siegerehrung die Silbermedaille überreicht bekamen. Neben Helen Kreuzer, die Even Par von der Runde kam, hatte sich die dritte Spielerin des Leaderflights noch mit fünf Birdies wieder unter Par zurückgekämpft, nachdem sie auf der Frontnine mit Bogey-Doppelbogey zunächst Boden verloren hatte. Das Birdie auf Grün 18 war für Charlotte Back vom GC St. Leon-Rot Silber wert.
Das sagen die Meister
„Für mich bedeutet dieser Titel sehr viel. Bei meinen letzten Deutschen Meisterschaften zu gewinnen, ist geil. Ich hatte mal wieder ein Match mit Tim Wiedemeyer. Zweimal ist das bisher für ihn gut ausgegangen, heute habe ich es gedreht und glücklich gewonnen. Ich habe mein Ding runtergespielt. Ich freue mich sehr“, strahlte der Spieler des GC St. Leon-Rot nach der Siegerehrung.
Helen Briem, die ihrer beeindruckenden Titelsammlung des Jahres nun auch noch die Deutsche Meisterschaft hinzufügen konnte, war sehr zufrieden: „Jeder Titel ist etwas Besonderes. Es ist echt cool, dass es in diesem Jahr so gut läuft. Herausragend war die Nominierung zum Junior Solheim Cup, die mit dem guten Ergebnis der European Young Masters zusammen hing.“ Langfristige Ziele sind bei der Stuttgarterin ganz oben angesiedelt: „Ich will auf die Tour, zum Solheim Cup und zu den Olympischen Spielen.“
Weitere Stimmen zum Tag
Marcus Neumann, Vorstand Sport des DGV, zog eine überaus positive Bilanz dieser Deutscher Meisterschaften: „Ich bin von den tiefen Ergebnissen der Sieger und der Performance der Spieler sehr beeindruckt. Da wird hier von einer jungen Dame auf diesem langen Platz alles in Grund und Boden gespielt. Wir hatten hier wie in jedem Jahr perfekte Bedingungen. Dieser Platz des GC München Valley ist jeder großen Meisterschaft würdig. Das Feld war trotz etlicher Athleten, die schon in den USA bei ihren Colleges sind, stark besetzt, so dass wir mehr als würdige Meister ermittelt haben. Es war eine tolle Meisterschaft. Wir kommen immer gerne hierher. Ich bin darüberhinaus total happy, dass unsere Sicherheitsmaßnahmen und das Hygienekonzept wieder so gut gegriffen haben. Die Disziplin muss man auch weiter in der Pandemie haben. Alles ist rund gelaufen.“
Mädchen-Bundestrainer Sebastian Rühl zollte der Deutschen Meisterin großen Respekt: „Atemberaubend war die Saison von Helen Briem. Angefangen bei der Deutschen Lochspielmeisterschaft, dem Sieg im Team und im Einzel bei den European Young Masters, dann beim Junior Solheim Cup auf amerikanischen Boden einen historischen Sieg eingefahren und jetzt hier Deutsche Meisterin der Damen geworden. Auch die Art und Weise war sehr beeindruckend. Ich könnte mich kaum mehr freuen als für Helen Briem, weil sie ein ganz toller Mensch ist. Vorhersagen, die die Zukunft betreffen, sind besonders schwierig. Stand heute kann man aber sagen, dass Helen ganz viel von dem hat, was man braucht, um ganz oben mitzuspielen.“
Endergebnisse Damen
Endergebnisse Herren